Wenn die Bevölkerung schrumpft: Verkehrskonzepte in Zeiten des demografischen Wandels. Leserbrief von Reinhard Meyer, Matthias Sost und Wolfgang Schneider aus Bienenbüttel in der AZ.
„Wir werden weniger, wir werden älter, wir werden bunter“, mit diesen Worten stellte Ministerpräsident McAllister das niedersächsische Handlungskonzept für den demografischen Wandel vor. Der demografische Wandel sei neben der europäischen Finanz- und Schuldenkrise und der Energiewende die größte politische Herausforderung der nächsten Jahre und Jahrzehnte, so McAllister.
Die Erkenntnis ist richtig und wichtig, doch leider ist die Verkehrspolitik des Landes davon noch immer völlig unberührt. Andernfalls müsste Niedersachen die Planung für die Autobahn A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg sofort einstellen. Mit ihrer Siedlungspolitik will die niedersächsische Regierung dem Erhalt des Bestehenden Vorrang vor Neubau einräumen. Wörtlich heißt es im Handlungskonzept: „Vor allem in stagnierenden und schrumpfenden Regionen müssen Siedlungsentwicklung und Daseinsvorsorge stärker auf Modernisierungs-, Umbau- und Rückbauprozesse, auf Bestandsmanagement und die Anpassung an rückläufige Bedarfe ausgerichtet werden.“ Ein Satz, der genauso auf die Verkehrsplanung übertragen gehört.
In der aktuellen „Wirtschaftswoche“ fordert auch Wolfgang Stölzle, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates im Bundesverkehrsministerium, angesichts dramatisch leerer Kassen eine Wende in der Verkehrspolitik.
„Die Politik muss sich auf Engpässe konzentrieren und dort gezielt investieren. Meist sind nicht fehlende Abschnitte von hunderten Kilometern Autobahn das Problem, sondern ein paar hundert Meter, etwa ein Tunnel.“
Die Planung der A 39 geht nach wie vor von überholten Vorstellungen aus. Sie berücksichtigt nicht den demografischen Wandel, sie bindet Geld, dass dringend für den Erhalt und die Verbesserung belasteter Verkehrswege benötigt wird.
Die A 39 würde Landschaft zerstören und damit dem erklärten Ziel der Landesregierung widersprechen, die Entwicklung landwirtschaftlicher Betriebe zu fördern. Wir fordern im Interesse der Zukunft Niedersachsens, das Projekt A39 sofort einzustellen. Quelle: Leserbrief in der Allgemeine Zeitung