Bei einer Bürgerversammlung wurden die Pläne vorgestellt. Sie basieren auf Zahlen aus 2006.
Am Nutzen der geplanten Autobahn 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg haben Kritiker schon immer gezweifelt: 500 Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant soll die Autobahn inzwischen kosten. Jetzt gerät auch die Verkehrsprognose der Planer in die Diskussion. Die Experten hätten ihre Schätzungen für die A 39 auf völlig veraltete Zahlen gestützt, lautet der Vorwurf.
Die niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr hatte zur Bürgerversammlung in die Leuphana-Universität eingeladen, um den Stand der Planungen zu erläutern. Neben den geplanten Maßnahmen zum Schallschutz der Anwohner waren es die Zahlen der Planer zum erwarteten Verkehrsaufkommen auf der A 39, die auf deutliche Kritik stießen. Mit rund 60 000 Fahrzeugen in 24 Stunden sei im Abschnitt Lüneburg zu rechnen - am stärksten belastet werde die Strecke zwischen Hamburger Straße und Bockelmannstraße. Dort werde es voraussichtlich einen LKW-Anteil von bis zu 16 Prozent geben - vor allem nachts sei das Aufkommen hoch.
Ob denn in diese Prognose der ständig steigende Benzinpreis und die Veränderungen durch den demografischen Wandel eingeflossen seien, wollte die Landtagsabgeordnete Miriam Staudte (Grüne) von den Planern auf dem Podium wissen. Doch die Experten agierten mit Zahlen, die das Bundesverkehrsministerium ihnen zur Verfügung gestellt hatte - und diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2006.
Kopfschütteln bei den Zuhörern: Erst im vergangenen Jahr hatte eine Verkehrszählung an der Erbstorfer Landstraße eine sinkende Zahl an Fahrzeugen ergeben. Man arbeite daran, diese Zahlen in die Prognose einzubeziehen, kam es vom Podium. Doch viele Zuhörer stellte das nicht zufrieden. "Angesichts der Tatsache, dass uns das Benzin vermutlich in den nächsten 50 Jahren ausgeht, stellt sich die Frage, welchen Sinn dieser neue Verkehrsweg überhaupt hat", meinte ein Zuhörer.
Zumal die Anwohner mit einer deutlichen Umgestaltung ihres Lebensumfeldes konfrontiert werden, wenn die A 39 kommt. 31 Meter breit wird die Trasse sein, mit der Lüneburgs bisherige Ostumgehung zur Autobahn umgebaut werden soll. Sechs bis 14 Meter hohe Lärmschutzwände, sowie verschachtelte Systeme aus Erdwällen und kleineren Wänden, außerdem ein 399 Meter langer Tunnel und die Verwendung von OPA (offenporigem Flüsterasphalt) sollen die Nachbarn vor Lärm und Abgasen schützen. "Optisch ist das Ganze keine Zierde", stellte eine Zuhörerin nach Betrachtung einer Videoanimation fest.
Moorfeld, Neu-Hagen, das im Bau befindliche Hanseviertel und Adendorf werden den Lärm der neuen A 39 in erster Linie zu hören bekommen. "Alles bleibt aber unterhalb der Grenzwerte, die das Gesetz dafür bestimmt. Lediglich an der Erbstorfer Landstraße und in Neu Hagen gibt es Grenzwertüberschreitungen", stellte der zuständige Diplom-Ingenieur Volker Meyer fest.
Auch ein längerer Tunnel in Moorfeld, der von vielen Lüneburgern gewünscht wird, würde den Lärmschutz nicht erhöhen, meinte Meyer. Dazu meinte dazu ein Besucher: "Wir Adendorfer hören schon jetzt viel zu viel Lärm von der Ostumgehung." Quelle: Hamburger Abendblatt