Wenn die umstrittene A 39 gebaut wird, mutiert die Stadt entlang der Ostumgehung zur Großbaustelle: Zwischen Lüneburg-Nord, Stadtkoppel und Dahlenburger Landstraße entstehen neue Brücken, muss der Raderbach weichen, wachsen Lärmschutzwände und Wälle, wird ein Tunnel angelegt und die B 216 verschwenkt.
Am Montagabend stellten Planer der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ihr Konzept vor, Vertreter der Stadt saßen mit am Tisch in der Universität. Ein Animationsfilm zeigte, wie Autofahrer über die neue Trasse und die 399 Meter lange Röhre in Lüne-Moorfeld rollen. Was Autofahrer freuen mag, gefällt Autobahngegnern kaum. Mit Plakaten und kritischen Beiträgen demonstrierten sie Ablehnung.
Die Veränderungen: In Höhe Lüneburg-Nord soll die Abfahrt ausgebaut, die Brücke zwischen Bardowick und Lüneburg verbreitert werden. Die Querung über die Ilmenau wird vergrößert. Etwa in Höhe der Fußgängerbrücke über die Ostumgehung soll ein Tunnel beginnen, der bis zur Erbstorfer Landstraße reicht und begrünt werden soll, Wege werden die Siedlungen rechts und links verbinden, die Brücke verschwindet. Ausgebaut wird die Abfahrt Ebensberg, schon im Tunnel soll es Abbiege- und Einfädelspuren geben. In der Verlängerung wird die Autobahn bis zur Stadtkoppel in jede Richtung dreispurig. Die Zufahrt zur Schlieffenkaserne entfällt, auf der Seite der Theodor-Körner-Kaserne wird die Zufahrtsschleife quasi auf die gegenüberliegende Seite in Richtung Flugplatz gekippt.
Zu gewaltigen Veränderungen kommt es in Höhe Dahlenburger Landstraße. Die B 216 soll aus Platzgründen nach Süden verlegt werden, weil dort eine neue Autobahnzufahrt entsteht. Eine Rolle spielt auch der weitere Verlauf der A 39 in Richtung Elbe-Seitenkanal. Die Automeile am Bilmer Berg soll ans neue Verkehrskonzept angebunden werden, die alte Ostumgehung bleibt bestehen und läuft weiter in Richtung Häcklingen. Die B 216 macht quasi einen Schlenker, bevor sie in ihr altes Bett zurückschlüpft, um dann wie gewohnt den Kanal auf dem Weg nach Barendorf zu überqueren. Durch die Planung kann das Gewerbegebiet Hafen wachsen. Für Radler soll eine Verbindung entstehen.
Ein großes Thema war der befürchtete Lärm. Planer Volker Meyer erklärte, dass die Grenzwerte nach seinen Berechnungen beim Tempolimit 100 km/h sowie 80 km/h im Tunnel tagsüber und nachts weitgehend eingehalten würden. Neben Wänden und Wällen, die von Anwohnern seit langem gefordert auch in Höhe TKK am Fuchsweg entstehen sollen, werde offenporiger Asphalt zwischen Ilmenaubrücke und Gewerbegebieten Krach nehmen. Der Flüster-Asphalt mit seiner Mindesthaltbarkeit von acht Jahren sei ein Grund, warum der Tunnel nicht - wie etwa von der Stadt gefordert - länger als 399 Meter werde. Mit dem Belag und der Kombination der Lärmschutzwände würden Grenzwerte eingehalten. Dies sei finanziell günstiger als die Röhre.
Meyer widersprach Befürchtungen eines "Knalleffekts", der bei Fahrten aus dem Tunnel entstehen könnte. Dieses Phänomen mache durch Schutzmaßnahmen maximal 30 Dezibel aus, ein Wert, der nicht über normalen Umgebungsgeräuschen liege. Neben dem aktiven Lärmschutz gebe es passiven, wie den Einbau spezieller Fenster an betroffenen Gebäuden.
Die Planer gehen von einer steigenden Verkehrsmenge aus, von jetzt gut 40 000 Fahrzeugen pro Tag auf mehr als 61 000 an den am stärksten belasteten Stellen wie zwischen den Abfahrten Nord und Adendorf. Das habe unter anderem damit zu tun, dass wohl Fahrer von der strapazierten A 7 auf die 105 Kilometer lange Verbindung zwischen Lüneburg und Wolfsburg ausweichen werden.
Die Zahlen zweifeln Kritiker an. So habe eine Verkehrszählung kürzlich ergeben, dass die Belastung auf der B 4 abgenommen habe, das sei ein Argument gegen den Autobahnbau. Zudem wollten sie wissen, ob demografischer Wandel und steigende Benzinpreise bei den Rechenspielen berücksichtigt worden seien. Das wurden sie nicht, die Zahlen stammen von 2006, neuere Werte sollen erst in zwei, drei Jahren vorliegen. Quelle: Landeszeitung