Montag, 9. Mai 2011

Neu Darchau 21?

Gutachten zu regionalwirtschaftlichen und städtebaulichen Auswirkungen der Elbbrücke sollen bis August vorliegen. Nun sollen zunächst Neu Darchauer Bürger ihre Meinung zum Projekt äußern dürfen.
Jürgen Krumböhmer, Erster Kreisrat des Landkreises Lüneburg, will "die Menschen und die Politik in Neu Darchau stärker in die Planung für die künftige Elbbrücke einbinden". Zwei weitere Gutachten, die regionalwirtschaftliche und städtebauliche Auswirkungen der Elbquerung zum Inhalt haben, sollen dazu beitragen.
Gemeinsam mit Krumböhmer stellten Achim Georg vom Institut Georg & Ottenströer und Klaus Jennrich vom Büro PPL Architektur & Stadtplanung (beide Hamburg) die Planungen für die neuen Gutachten jetzt in Neu Darchau vor. Dabei waren auch Bürgermeister Ralf Hinneberg sowie Vertreter des Landkreises Lüchow-Dannenberg, der Samtgemeinde Elbtalaue und des Betriebs Straßenbau und -unterhaltung des Landkreises Lüneburg. Ein Verkehrsgutachten und ein Gutachten zur Umweltverträglichkeit der Trasse zwischen Neu Darchau und Darchau liegen bereits vor. Wenn bis Ende August auch die jetzt in Auftrag gegebenen Gutachten vorliegen und positiv für einen Brückenbau ausfallen, "fehlen nur noch kleinere Betrachtungen", so Krumböhmer. Der Einstieg in das Planfeststellungsverfahren könne dann beginnen. Sein Ziel bleibt: "Baureife in 2015."
Auswirkungen der Brücke auf Handel, Gewerbe, Immobilien, Tourismus und viele Bereiche mehr sind Inhalte des Gutachtens, das Achim Georg und seine Mitarbeiter erstellen. Geplant sind auch "Workshops" für Gemeindevertreter, Händler und Gewerbetreibende.
Außerdem werden viele Neu Darchauer im Mai und Juni "Besuch" bekommen. 200 Haushalte werden nach ihrer Einstellung zur Brücke befragt oder dazu, wie sie deren Chancen und Risiken einschätzen. Georg: "Geplant ist eine statistisch auswertbare Stichprobe." Vorgesehen sind auch Passantenbefragungen. Wer sich näher informieren will, kann das bald tun unter www.georg-ic.de.
Das Institut Georg & Ottenströer wird auch einen Blick auf andere Brückenprojekte und ihre Auswirkungen auf die Umgebung werfen. Jürgen Krumböhmer ist überzeugt: "Eine Brücke bringt erst einmal nichts, aber sie bringt eine Chance." Die müsse genutzt werden. Als Negativbeispiel nannte der Erste Kreisrat Dömitz, wo 1991/92 eine Straßenbrücke über die Elbe gebaut wurde. Die Region habe "sich aber nicht weiterentwickelt".
Auf etwa 45 Millionen Euro werden die Baukosten für die Brücke Neu Darchau veranschlagt. Bund, Land sowie die Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg beteiligen sich, in der Finanzierung gibt es noch ein Loch von einer Million Euro. Noch ungeklärt ist die Übernahme der Folgekosten. Jürgen Krumböhmer ist weiter zuversichtlich. "Wo ein Wille ist, da ist auch ein Euro", sagte er augenzwinkernd. Quelle: Landeszeitung


Kommentar der Redaktion:
Lüneburgs Kreisrat Jürgen Krumböhmer möchte die Bürger des Ortes Neu Darchau bei der Planung der Elbbrücke einbinden. Wohlgemerkt: bei der Planung – nicht bei der Beantwortung der Frage, ob die Brücke überhaupt kommen soll. Das hat er selbst nämlich längst entschiede; die Bürger haben allenfalls noch ein Mitspracherecht, ob die Trasse zehn Meter weiter rechts oder links verlaufen soll. Krumböhmer bietet damit auf gleiche Weise einen Schein-Dialog an, wie es Bundesumweltminister Röttgen neuerdings in der Gorleben-Frage tut. Bei der Frage des „Ob“ werden die Bürger in Neu Darchau seit Jahren übergangen, die geradezu belanglosen Nuancen des „Wie“ werden jetzt großspurig als Bürgerbeteiligung verkauft. Seine Frage lautet nicht „Wollt Ihr die Brücke?“, sondern „Wie soll Euer Grab gestaltet sein?“ Jürgen Krumböhmer möchte im Herbst Landrat des Kreises Uelzen werden. Er setzt sich seit Jahren vehement für den Bau der dort geplanten Autobahn A 39 ein. Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht Wunder, dass er sich nun auch für die Brücke in Neu Darchau stark macht: Der Ort soll geopfert werden, um, mittels höheren Verkehrsaufkommens durch den Zubringer Elbbrücke, das miserable Nutzen-Kosten-Verhältnis der A 39 ein wenig aufzupolieren. Mit Wissen um seine Kandidatur zum Posten des Landrats in Uelzen nehmen die Neu Darchauer ihm sein Engagement um die Entwicklung ihres Ortes nicht ab.