Leserbrief von Hans-Christian Friedrichs zum LZ-Artikel "Nur die A 39 bringt eine Entlastung". Tenor: Die A 39 entlastet Melbeck eben nicht - aber es gibt Alternativen.
„Wir brauchen die A39 als Entlastung für unseren Ort – und zwar so schnell wie möglich!“ fordert Melbecks Bürgermeister Klaus Hübner in der LZ. Zur Erinnerung: am 13.06.2006 war der damalige Verkehrsminister Walter Hirche zu Gast in Melbeck und erklärte 200 aufgebrachten Melbeckern – darunter auch Herr Hübner – „Die Autobahn löst überregionale Probleme, nicht die vor Ort“ und es wurde deutlich, dass auch nach offiziellen Prognosen der Planungsbehörden mit der A 39 kein einziges Auto weniger durch den Ort fahren würde als heute. Daran müsste sich Herr Hübner eigentlich erinnern, zumal sich an der damaligen Kernaussage nicht ansatzweise etwas geändert hat. Wer nun trotz dieser Faktenlage in Wahlkampfzeiten mal wieder mit einer A39-Fatamorgana Entlastung verspricht, versucht offensichtlich den Menschen Sand in die Augen zu streuen.
Recht hat Herr Hübner in der Erkenntnis, dass der Bau einer Melbecker Ortsumfahrung illusorisch ist. Das liegt aber nicht nur an den glücklicherweise vorhandenen FFH-Gebieten, sondern ganz hausgemacht an der Bau- und Siedlungspolitik der Gemeinde Melbeck und ihrer Nachbarn in der Vergangenheit – da hat niemand Platz für eine Trasse gelassen. Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten – das gilt nicht nur für die A 39 und die Region durch die sie verliefe, wie Prof. Pez von der Leuphana Universität Lüneburg in zahlreichen Vorträgen darlegte, der Satz gilt genauso für den Ausbau der B 4 mit Ortsumfahrungen, wie er jetzt von Miriam Staudte gefordert wird. Schnell geht da gar nichts: jede Ortsumfahrung müsste wie die Autobahn den langwierigen Weg mit Wirtschaftlichkeitsanalyse und Gewichtung über den Bundesverkehrswegeplan gehen. Wer dann nach Jahren eine Ortsumfahrung erhält, hat das vermeintlich große Los gezogen. Die B 4 würde insgesamt schneller und attraktiver, mehr und insbesondere Lkw-Verkehr anziehen und Orte wie Melbeck oder Lüneburg-Moorfeld dürften als Nadelöhr die Mehrbelastungen tragen.
Wer beide Szenarien kennt, weiß, dass nur kurzfristig umzusetzende administrative Maßnahmen eine Entlastung für die Menschen an der B 4 bringen. Dazu zählen die Einführung einer flächendeckenden Lkw-Maut, die den Güterverkehr zurück auf die bestehenden Autobahnen und andere Verkehrsträger drängen würde und eine sofort umsetzbare Überwachung des Durchfahrtsverbotes auf der B 4. Selbstverständlich müsste die Polizei auch so ausgestattet werden, dass sie diese Aufgabe tatsächlich übernehmen könnte. Hinzu kommt, dass Uelzen nicht länger zum so genannten Nahbereich des Hamburger Hafens gehören dürfte und der Transitverkehr nach Südosteuropa über die B 4 und die B 71 damit ein Ende hätte. Die 20 Euro Bußgeld sind außerdem viel zu niedrig, da sie billiger als jede Maut sind. Die Verlagerung von jährlich zigtausend Rübentransporten aus Schleswig-Holstein auf die Bahn täten ein Übriges zur Entlastung der B 4, wie Uelzens Bürgermeister Otto Lukat kürzlich in der NDR-Sendung „Jetzt reichts!“ forderte.
Sollte Herr Hübner aber trotz zahlreicher Alternativen zur A 39 immer noch auf diese Autobahn setzen, so brauch er sich vor den Grünen nicht zu fürchten: Frau Staudte gab am 7. März 2011 vor der BI Lüne-Moorfeld ehrlich zu, dass der Verzicht auf die A 39 keine Vorbedingung für Koalitionsgespräche mit der SPD auf Landesebene wäre – es gibt schließlich noch andere wichtige Themen. Quelle: Leserbrief von Hans-Christian Friedrichs in der LZ