Dienstag, 11. November 2014

Wer B sagt muss auch A sagen

Die Y-Trasse der Deutschen Bahn lebt! Nach kurzer Pause um das Schienenprojekt ist das Thema zurück in den Medien und in den Köpfen. Und es führt im Landkreis Uelzen zu erstaunlichem Verhalten bei bislang vor allem als Autobahnbefürworter bekannten Politikern.
Die Diskussion um die so genannte Y-Trasse der Bahn ist wieder aufgeflammt, und sie bringt mächtig Unruhe in die Heide. Das zweite Großprojekt bedroht den Landkreis Uelzen.

Obwohl, halt!
Ist ja Bahn.
Ist ja gut.
Denkste!

Auch gegen die diskutierte Trasse der Deutschen Bahn gibt es Widerstand. Heftig sogar. Nur dieses Mal aus völlig unerwarteter Richtung: Viele von denen, die bislang laut für die Autobahn A 39 krakeelt haben, wenden sich nun genauso laut gegen die Bahnlinie. Das Überraschende dabei: Während viele der Argumente gegen die A 39 von den Autobahnfans geradezu aggressiv niedergemacht worden sind, dienen die gleichen Aussagen den Bahngegnern – die ja gestern noch Autobahnbefürworter waren – als Argumente gegen die Schienentrasse. Ganz vorne mit dabei: Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume und der CDU-Landtagsabgeordnete Jörg Hillmer, beide glühende Verfechter der A 39, beide neuerdings erbitterte Gegner der Bahnlinie.

Dazu schrieb der Landwirt Reinhard Meyer unlängst in der Allgemeinen Zeitung: „Auch wir Landwirte freuen uns, dass Dr. Blume und Herr Jörg Hillmer sich für die Region starkmachen. Bei der Planung der Alternativen zur Y-Trasse durch den westlichen Landkreis Uelzen kritisieren sowohl Herr Dr. Blume als auch Herr Hillmer völlig zu Recht die durch neue Schienentrassen entstehenden Lärmbelastungen, die Zerschneidung der Landschaft und den Flächenverbrauch.

Die geplante A 39 dagegen, die sich auf einer wesentlich längeren Strecke durch den Landkreis ziehen würde, die Orten wie Röbbel und Groß Hesebeck jede Lebensqualität nehmen würde, die Landschaft viel drastischer zerschneiden würde und deren Flächenverbrauch, auch durch die vielen erforderlichen Ausgleichsflächen, um ein Vielfaches größer wäre, wird als Segen für die Region dargestellt.

Wo sehen Herr Dr. Blume und Herr Hillmer tatsächlich den Unterschied? Dass sie glauben, die eine würde der Region nutzen, die andere aber schaden, wissen wir – beide Annahmen sind willkürlich und ohne jeden Beleg. Dagegen steht fest: Für beide Projekte hat die Verbesserung der Hafen-Hinterland Anbindung und der Verkehrsflüsse Richtung Osten gleichermaßen oberste Priorität. Und Eisenbahntransporte sind für die Wirtschaft genauso wichtig wie ein gut funktionierendes Straßennetz.

Ist vielleicht doch nur die persönliche Betroffenheit der Bahntrassenkritiker, die gleichzeitig Autobahnbefürworter sind, der ausschlaggebende Grund, weil sie plötzlich selbst in der Nähe geplanter neuer Trassen wohnen und dort Jagd und Landwirtschaft betreiben?

Denn aus landwirtschaftlicher Sicht sind beide Projekte gleich problematisch, und sie sollten von allen Verantwortlichen auch gleich kritisch gesehen werden; alles andere ist unglaubwürdig."

Quelle: Andreas Conradt, Reinhard Meyer