Erst war es das Geld, das die Neu Darchauer Elbbrücke scheinbar zu einem Luftschloss machte. Als sich dann alle Beteiligten auf ein Finanzierungskonzept geeinigt hatten, rückte verstärkt die Umwelt in den Fokus. Mit der Folge, dass das Brücken-Projekt derzeit fraglicher ist als je zuvor: Der Wachtelkönig lässt schön grüßen.
Vier Reviere dieses hochsensiblen, auf der Roten Liste stehenden und stark gefährdeten Vogels haben die Umweltgutachter in dem Verfahren nämlich ausgemacht. Jeder einzelne von ihnen, frohlocken die Brücken-Gegner, könnte schon allein das Projekt zu Fall bringen. Mit Spannung wartet man beim planenden Landkreis Lüneburg nun auf ein Verkehrsgutachten, das Ende Mai vorliegen soll. Das soll darüber Auskunft geben, wie viele Autos zu welcher Zeit über die Brücke rollen könnten -und wie sich daran gemessen eine umweltverträgliche Trasse so an den Revieren vorbeischlängeln müsste, dass der Wachtelkönig auch weiterhin genügend Ruhe hat. Womöglich bedeutet das im Juni das Aus der etwa 40 Millionen Euro teuren Brücke an dieser Stelle - vielleicht sogar das Aus für das gesamte Projekt. Denn mit Blick auf den Naturwert weiß auch Lüchow-Dannenbergs Landrat Jürgen Schulz: »Das könnte noch spannend werden.»
Nichtsdestotrotz hat der Landkreis Lüchow-Dannenberg dieser Tage ein Verfahren angeschoben, die Landesstraße 232 in Neu Darchau vor dem Fähranleger zu einer Kreisstraße herabzustufen. Ein Geschäft der laufenden Verwaltung, betont der Landrat. Es steht im Zusammenhang mit der Brücken-Planung. Der Kreistag hatte Ende 2008 mehrheitlich eine Vereinbarung abgenickt, in der grundsätzlich das Brücken-Projekt bejaht wird, in der aber auch Details wie diese Herabstufung geregelt sind. Nicht alle Kommunalpolitiker können oder mögen sich offenbar daran erinnern. Jedenfalls hat der SPD-Franktionsvorsitzende Klaus-Peter Dehde, ein Brücken-Gegner, mehrere kritische Fragen an die Verwaltung gerichtet -unter anderem, welche politischen Gremien sich überhaupt mit diesem Schritt beschäftigt hätten und wie die Übernahme begründet sei.
Die Landesstraße soll herabgestuft werden, damit der federführende Landkreis Lüneburg dort auch planen kann. Auf einer Landesstraße dürfte er das nicht. Deswegen wird der Landkreis Lüchow-Dannenberg, wie vereinbart, 329 Meter Landes-straße vor dem Fähranleger übernehmen. Befürchtungen Dehdes, dass diese Übernahme den Landkreis teuer zu stehen kommen könnte, weist man im Kreishaus zurück: Die Landesstraßenbehörde werde den Abschnitt in einem »normalen», ordnungsgemäßen Zustand übergeben. Auch am Fähr- anleger sollen die Schäden zur Übergabe beseitigt sein. Die laufenden zukünftigen Unterhaltungskosten taxiert der Landkreis auf 2138 Euro - jährlich.
Auf die Frage Dehdes, ob denn die Kommunalaufsicht des Landes Niedersachsen dieser zusätzlichen Belastung für den Landkreis Lüchow-Dannenberg zugestimmt habe, antwortet Landrat Schulz: Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) habe die Region regelrecht dazu gedrängt, den Weg für das Projekt auf diesem Wege freizumachen.
Bild: Der unter Schutz stehende Wachtelkönig könnte den Plänen für eine Elbbrücke in Neu Darchau einen Strich durch die Rechnung machen. Ungeachtet dessen wird der Landkreis Lüchow-Dannenberg jetzt schon einmal 329 Meter der Landesstraße 232 vor dem Fähranleger als Kreisstraße übernehmen - damit der Landkreis Lüneburg überhaupt planen darf. Quelle: Elbe-Jeetzel-Zeitung