Wenn man einen Satz aus der Wochenrevue von Ines Bräutigam unterschreiben kann, dann den: „Sich nun untereinander zu bekriegen, sollte tunlichst vermieden werden“. Warum? Weil das allen schaden würde.
Den Menschen in der einen Gemeinde mehr, den anderen weniger, Römstedt weniger, Hohnstorf mehr, oder umgekehrt. Damit wäre keinem von ihnen geholfen. Außerdem käme hinzu, dass so eine Untereinander-“Zerfleischung“ dem gemeinsamen Gegner - in diesem Fall den A39-Befürwortern - nur nützen würde. Bekämpfen kann man den gemeinsamen Gegner nur, wenn man gemeinsam kämpft, keine Zwietracht sät, nicht spaltet. Völlig kontraproduktiv und im übrigen auch arrogant ist, sich gegenseitig evtl. vorzuhalten, dass die einen „Avantgarde“ und die anderen „Nachzügler“ sind. Wir Menschen sind nämlich nicht so „gestrickt“, im Widerstand stets die Ersten zu sein. Erkenntnisse und Einsichten gewinnt Mensch in der Regel tröpfchenweise. Es ist allerdings defätistisch und wenig hilfreich, wenn Frau Bräutigam die Trivialmaxime verbreitet, dass „Licht auch immer Schatten mit sich bringt“, und dass es „immer auch diejenigen geben (wird), die eines Tages (...) profitieren oder (...) leiden werden“. Diese Trivialmaxime hat die Funktion, Kleingläubige zu produzieren, Widerstand gegen Unrecht, Leiden, Übel, Beschwernisse und Verlusten an Lebensqualität die Spitze zu nehmen und Widerstand zu neutralisieren, in dem Sinne, sich in das sog. „Unabänderliche“ einer sog. „höheren Gewalt“ zu fügen und damit zu leben. Das ist die Religions-Ideologie des pietistischen Protestantismus, duldsam zu sein im Leiden, Ruhe zu bewahren und das Maul zu halten. Solche verallgemeinernden Trivialitäten sind allerdings regelmäßig Ablenkungsmanöver. Denn im Fall von Hohnstorf, Römstedt, Secklendorf und Bienenbüttel geht es um Politik. Politik wird von Menschen gemacht, und alles, was von Menschen gemacht wird, kann Mensch auch ändern. Natürlich wäre es besser und zielführender gewesen, wenn sich sowohl die Gemeinderäte, als auch die Mehrheit der Bürger von Hohnstorf und Römstedt von Anfang an der A39-Planung gegen den menschen- und naturfeindlichen Bau dieser Autobahn quer durch eine lebenswerte Landschaft ausgesprochen und gleich zu Beginn des sich entwickelnden Widerstandes gegen die A39 z. B. dem Schutz- und Klagefonds der A 39-Gegner beigetreten wären und auch sonst aktiven Widerstand entwickelt und nicht nach der Maxime gelebt hätten, „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“. Aber ebenso richtig ist: Besser spät als gar nicht.
Ein Unglück kommt selten allein: Die Hohnstorfer werden erkennen (müssen), dass es eine bombastische Tank- und Rastanlage nahe ihres idyllischen Dorfes mit allen vorprogrammierten negativen Folgen nie gäbe, wenn keine Transitautobahn gebaut wird. Und ebenso bräuchten die Römstedter gegen einen „Wanderzirkus“ A 39, d. h., eine Verschwenkung der Trasse in Richtung ihres Ortes nicht zu revoltieren, wenn eine A 39 nicht gebaut wird. Ursache und Wirkung müssen auseinander gehalten werden. Ziel muss nicht das höchste Maß an Schutz MIT einer A 39 sein, sondern gemeinsames Ziel muss sein, die A 39 zu verhindern. Ärmel aufkrempeln und Kopf hoch also! Dafür Zeichen zu setzen bedeutet, nach vorne zu blicken und FÜR etwas Gutes zu sein. Quelle: Leserbrief von Borvin Wulf in der AZ