Für die Straßenbaubehörde in Lüneburg ist es die optimale Trasse. Für die Hohnstorfer und die Römstedter die Katastrophe schlechthin. Ein Kommentar von Ines Bräutigam.
Die neuesten Planungen zum Bau der A 39 haben in dieser Woche zu einem Aufschrei im Nordkreis geführt. Während sich die Hohnstorfer in der Gemeinde Bienenbüttel plötzlich mit den Planungen einer Tank- und Rastanlage nahe ihres Dorfes konfrontiert sehen, sorgt in Römstedt eine Veschwenkung der Trasse in Richtung des Ortes für Unmut.
Wieder einmal wird deutlich, dass Licht auch immer Schatten mit sich bringt. Während die Secklendorfer nämlich drei Kreuze schlagen, weil sie von der zunächst in ihrem Bereich geplanten Rastanlage verschont bleiben, formiert sich jetzt etwas weiter nördlich in Hohnstorf der Widerstand dagegen. Und während die Landwirte in der Gemeinde Altenmedingen froh sein dürften, dass sie nun doch nicht grobe Zerschneidungen ihrer Ackerflächen hinnehmen müssen, soll dieses Ungemach nun den Nachbarn in der Gemeinde Römstedt drohen.
Welcher Bürgermeister wo am meisten auf Zack gewesen ist und der Landesstraßenbaubehörde besonders eindringlich auf den Zahn gefühlt haben könnte, vermag niemand zu sagen und bleibt Spekulation am Stammtisch. Deswegen aber den Kollegen anderswo einen Vorwurf daraus zu machen, dass sie eben dies nicht, zu spät oder ungenügend getan haben, löst die Probleme nicht und tut Unrecht.
So sah sich Bienenbüttels Bürgermeister Heinz-Günter Waltje jüngst von den Hohnstorfern massiv in die Zange genommen, weil er öffentlich bekannt hatte, in der geplanten Tank- und Rastanlage durchaus auch Vorteile zu sehen. Taktisch mag es nicht klug gewesen sein. Aber es ist ehrlich. Und möglicherweise auch realistisch.
Fest stehen dürfte, dass kein einziger Bürgermeister die Planungen der A 39 zu verteidigen, geschweige denn zu verantworten hat. Genauso wenig wie er sie wird verhindern können. Und es liegt in der Natur der Sache, dass in den Gemeinden, die von der Autobahn- Planung nicht betroffen sind, so lange Ruhe herrscht, bis sie betroffen sind. Genau das zeigt die jüngste Entwicklung. Während Hohnstorfer und Römstedter auf die Barrikaden gehen, ruht jetzt in Altenmedingen still der See. Bisher war es umgekehrt.
Sich nun untereinander zu bekriegen, sollte tunlichst vermieden werden. Die Energie sollte vielmehr darauf verschwendet werden, das höchstmögliche Maß an Schutz vor jedweder Belastung durch die Autobahn zu erreichen. Da ist auch der Bund dringend in der Pflicht: Wenn er ein solches Projekt finanziert, dann muss er auch Geld für Entschädigungen und anderen Ausgleich in die Hand nehmen. Denn es wird sich nichts daran ändern: Genauso wie es es immer diejenigen geben wird, die für oder gegen die A 39 sind, wird es immer auch diejenigen geben, die eines Tages von ihr profitieren oder unter ihr leiden werden. Quelle: Allgemeine Zeitung