Neue Prognose der Bundesregierung rechnet mit drastisch reduziertem Verkehrswachstum. Der Dachverband „Keine A 39“ fordert daher den sofortigen Stopp der Autobahn-Planung.
Der Verkehr in Deutschland wird nicht in dem Maße zunehmen, wie bei der Planung der A 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg unterstellt. Davon geht die jetzt veröffentlichte „Verkehrsverflechtungsprognose 2030“ aus, die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums gefertigt wurde. Der Planung der A 39 liegt die Verkehrsprognose von 2005 zugrunde. Sie ging von einem Wachstum des Straßengüterverkehrs in Deutschland bis 2025 um 80 Prozent aus, also von einem jährlichen Zuwachs um 4 Prozent. Bereits 2010 hätte demnach die Güterverkehrsleistung bei über 470 Milliarden Tonnenkilometern liegen müssen. Tatsächlich erreichte sie lediglich 437,5 Milliarden.
Die Schere öffnet sich aber noch weiter. Denn die neue Prognose, die jetzt den Zeitraum 2010 bis 2030 umfasst, unterstellt nur noch eine jährliche Zunahme von knapp 2 Prozent. Entsprechend den aktualisierten Zahlen wird die Leistung des Straßengüterverkehrs im Jahr 2025 bei 564,5 Milliarden Tonnenkilometern liegen und nicht bei den zuvor angenommen 704,3 Milliarden. Das ist eine Differenz von knapp 20 Prozent.
Aber selbst diese Schätzung dürfte noch zu optimistisch sein. Denn sie geht davon aus, dass die Kosten im Straßengüterverkehr bis 2030 konstant bleiben. Und sie unterstellt, dass alle Projekte verwirklicht werden, die im noch gültigen Bundesverkehrswegeplan im Vordringlichen Bedarf verzeichnet sind. Die Autoren weisen selbst darauf hin, dass das nicht der Fall sein wird. Sie wollten aber keine Auswahl unter den Projekten treffen, um nicht der politischen Entscheidung vorzugreifen.
Beim motorisierten Individualverkehr ist der Unterschied zwischen alter und neuer Prognose mit 6 Prozent nicht so deutlich wie im Güterverkehr, aber immer noch spürbar. Die Planung der A 39 stützt sich auf eine Prognose, die in Deutschland für das Jahr 2025 den motorisierten Individualverkehr mit 1.030 Milliarden Personenkilometern veranschlagt. Jetzt geht die Bundesregierung für 2025 nur noch von 969 Milliarden aus.
Daraus folgt, dass die Planung der A 39, so wie sie bisher vorangetrieben wurde, auf überholten Annahmen beruht. Es geht dabei nicht um Peanuts, sondern um ein Projekt, das die Steuerzahler weit über eine Milliarde Euro kosten wird. Der Bürger hat Anspruch auf eine seriöse Planung. Der Nutzen einer geplanten Autobahn sinkt, wenn das Verkehrsaufkommen geringer ausfällt als angenommen. Das bereits katastrophal niedrige Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,9 wird sich weiter verschlechtern.
Der Dachverband „Keine A 39“ fordert daher den sofortigen Stopp der Autobahn-Planung. Sie beruht auf veralteten Grundlagen. Es macht außerdem keinen Sinn, die Planung eines Projektes weiterzuführen, während gleichzeitig ein Alternativvorschlag geprüft wird, nämlich der Ausbau der B4 einschließlich Ortsumgehungen. Diese Alternative würde nur einen Bruchteil der Kosten der A 39 verschlingen. Sie wird immer attraktiver, je mehr Fakten über die Unwirtschaftlichkeit der geplanten Autobahn bekannt werden. Quelle: Dachverband KEINE! A39