Kommentar von Thilo Clavin zum Vorhaben, die Trasse der geplanten A 39 bei Barendorf um rund 400 Meter zu verschwenken. Diese Pläne der Straßenbaubehörde waren vergangene Woche bekannt geworden.
Schlimmer geht es aus Naturschutzsicht gar nicht mehr! Ursprünglich sollte die umweltverträglichste Variante umgesetzt werden (A 39 entlang des Elbe-Seitenkanals), also eine Trassenbündelung (Kanal und Autobahn nebeneinander), um keine neue Schneise in die Landschaft zu schlagen. Diese Katastrophen-Variante würde eine kilometerlange, weite Kurve mitten durch die ausgedehnten Wälder östlich des Kanals bedeuten (zwischen Wendisch Evern und Barendorf hindurch, an Vastorf und Gifkendorf vorbei bis runter nach Wulfstorf). Diese stillen und abgelegenen Wälder mit ihrem hohen Eichen- und Buchenanteil haben eine sehr hohe Artenvielfalt (Tiere und Pflanzen) und auch der Naherholungswert ist unersetzlich, ebenso wie die Natur- und Klimaschutzfunktion. Wird dann, wie bei Barendorf geplant, zusätzlich eine riesige Fläche im Wald für ca. 150 Parkplätze (davon die meisten für Lkw) und sanitäre Anlagen kahlgeschlagen, wäre das der umweltpolitische Supergau! Man kann ohne Übertreibung sagen, dass die Umsetzung dieser Pläne die größte Naturzerstörung aller Zeiten in unserer Region wäre! Ich kenne die Gegend: Steht man dort im Wald, hört nur Vogelstimmen und Blätterrauschen und malt sich dann diese Pläne aus: Eine Horrorvorstellung! Den Planern muss man vorwerfen, klima-, umwelt- und naturschutzrechtliche Belange mit Füßen zu treten, diese Leute haben gar nichts gelernt! Jahrelang sind wir belogen worden, in allen Verhandlungen wurde immer beteuert (und die Trasse war ja schon festgelegt!), dass die A 39 am Elbe-Seiten-Kanal entlang führt. Jetzt plötzlich diese Kehrtwendung! Die Aussage der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr im Hamburger Abendblatt "Bei Abwägung aller Kriterien (Mensch, Umwelt usw.) habe sich eine um bis zu 400 Meter nach Osten verlegte Trasse als die am besten geeignete erwiesen" ist eine bodenlose Frechheit! Die Planer dieser Autobahn selbst waren nie vor Ort und machen sich nicht die Mühe, diese Wälder einmal anzusehen. Warum auch, es interessiert sie sowieso alles nicht!
Wenn diese Autobahn zwischen Lüneburg und Wolfsburg wirklich irgendwann gebaut werden sollte, müssen wir das - wohl oder übel - akzeptieren. Was wir nicht akzeptieren, sind Lügen, Täuschungsmanöver, gezielte Fehlinformationen und erhebliche Trassenabweichungen zu Lasten der Natur im letzten Augenblick.
Ich habe mich bereits mit dem BUND-Landesverband in Verbindung gesetzt, voraussichtlich werden wir zwei Änderungen verlangen:
1) Die A 39 soll - ohne Verschwenkung der Trasse in die Wälder nach Osten - möglichst direkt am Elbe-Seitenkanal verlaufen.
2) Der geplante große Parkplatz für Lkw und Pkw soll - statt mitten in der Natur östlich der Stadt - wenige Kilometer weiter westlich im Lüneburger Gewerbegebiet "Bilmer Berg" gebaut werden (das von der A 39 durchquert werden soll). Dort sind ohnehin schon Gewerbebetriebe ansässig (weitere sollen folgen) und ein solcher Parkplatz wäre dort kein empfindlicher Eingriff in die freie Natur).
Nach Ansicht des BUND sind diese Änderungen durchaus zumutbar und realisierbar. Die von der Behörde für Straßenbau und Verkehr beabsichtigte Kosteneinsparung durch die veränderte A 39-Kanalquerung dürfte durch den sich anschließenden weiten Bogen der A 39 nach Osten (und die folglich längere Trasse) sowieso - wenn überhaupt - nur gering sein. Die gegenwärtigen Planungen verstoßen auch gravierend gegen Gesetze und Verordnungen (z. B.: Bei Baumaßnahmen sind Eingriffe in die Natur möglichst gering zu halten). Quelle: BUND Regionalverband Elbe-Heide, Lüneburg