Verhindert Kostenexplosion den Bau der A 39? Die Autobahn soll fast doppelt so teuer werden wie ursprünglich geplant.
Die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen sorgt im Nordosten von Niedersachsen für Aufregung. Der grüne Abgeordnete Sven-Christian Kindler hatte sich über das Nutzen-Kosten-Verhältnis der geplanten Autobahn 39 zwischen Lüneburg und Wolfsburg erkundigt. Wie jetzt mitgeteilt wurde, sieht die Bundesregierung diesen Wert nur noch bei 1,9 - bislang war sie von 2,7 ausgegangen. Im Klartext heißt das: Pro 100 Millionen Euro Kosten liegt der errechnete Nutzen statt bei 270 Millionen Euro nun nur noch bei 190 Millionen Euro.
Verkehrsclub Deutschland erwartet Kostenexplosion
Die Autobahn-Gegner sehen sich durch die Antwort der Regierung in ihrer Haltung bestätigt. "Wir haben es immer gesagt", teilte der Verkehrsclubs Deutschlands (VCD) mit. Dessen stellvertretender Landeschef Hans-Christian Friedrichs sagte auf Anfrage von NDR 1 Niedersachsen, die Autobahn-Gegner hätten das Nutzen-Kosten-Verhältnis von vornherein bei rund 1,9 gesehen - so wie die Bundesregierung jetzt. Friedrichs glaubt zudem, dass sich der Wert durch Kostensteigerungen während des Baus noch weiter verschlechtern werde. Statt der derzeit veranschlagten 1,1 Milliarden Euro für die rund 100 Kilometer lange Strecke zwischen Lüneburg und Wolfsburg geht er von bis zu drei Milliarden Euro aus. Dann würde das Nutzen-Kosten-Verhältnis sogar nur noch bei 0,7 liegen.
Handelskammer hält an Weiterbau der A 39 fest
Der VCD fordert, die Reißleine zu ziehen, alle Planungen für die A 39 sofort einzustellen und das Geld in andere Verkehrsprojekte zu stecken. Für die Bundesregierung ist die Wirtschaftlichkeit der A 39 dagegen weiter gegeben. So sieht es auch die Industrie- und Handelskammer Lüneburg-Wolfsburg, die sich unbeirrt für den Bau stark macht: Die Kostensteigerung sei darauf zurückzuführen, dass den Belangen der Anwohner und des Naturschutzes Rechnung getragen werde. Aus Sicht der Wirtschaft bleibe die A 39 eines der zentralen Projekte für die wirtschaftliche Entwicklung der Region zwischen Lüneburg und Wolfsburg. Quelle: NDR