Auf der Ostumgehung rollt weniger Verkehr als angenommen. Wurden 2005 an der Abfahrt Lüneburg Nord 40600 Fahrzeuge gezählt, waren es 2010 rund 1700 weniger, nämlich 38900. An der Abfahrt zur B216 sank der Wert um 2200 Autos von 31200 auf 29000.
Volker Constien von der Bürgerinitiative Lüne-Moorfeld hat Daten ausgewertet, welche die Bundesanstalt für Straßenwesen jetzt veröffentlicht hat. Es gibt allerdings auch Zunahmen der Verkehrsmenge: An der Abfahrt Richtung Häcklingen rauschten 21 300 Wagen entlang, 1400 mehr als fünf Jahre zuvor. Die Bundesanstalt hat den Autobahnkorridor bis Braunschweig betrachtet und dabei auch den Lkw-Verkehr erfasst. Auch wenn Anwohner in vielen Orten an der B 4 einen anderen Eindruck haben mögen, ergibt sich laut Constien, dass weniger Lastwagen über die Bundesstraße rollen. An der Zählstelle bei Melbeck wurden rund 30 Prozent weniger Lkw erfasst, auf der Ostumgehung liegt das Minus je nach Zählstelle zwischen 21 und knapp 35 Prozent. Für Autobahngegner wie Constien untermauern diese Ergebnisse ihre kritische Haltung zum Bau der A 39: "Es gehört schon viel Fantasie dazu, aus diesen Zahlen die Notwendigkeit einer Autobahn abzuleiten." Allerdings ist Constien selbstverständlich klar, dass der Neubau andere stauanfällige Trassen wie die A 7 entlasten soll - die A 39 werde also Verkehr anziehen. Der Zahlen-Experte der BI vermutet, das Minus auf der Ostumgehung könnte sich daraus erklären, dass Lastwagen die B 4 in Richtung Melbeck nur noch eingeschränkt nutzen dürfen und Chauffeure mit weiter entfernt liegenden Zielen daher gar nicht erst in die Region kommen.
Verkehrsdezernent Markus Moßmann hat Zweifel, er hält die Werte für zu gering: Die Bundesanstalt erfasse Daten von Montag bis Sonntag, die Stadt hingegen von Montag bis Freitag: "An Werktagen ist die Belastung höher." Zudem steige die Verkehrsmenge ständig, wie die Stadt aus Zählungen wisse. Zudem müsse berücksichtigt werden, dass es in den vergangenen Jahren mehrere größere Baustellen gab, Folge könnte eine Verdrängung sein. Die geringeren Zahlen bereiten Constien auch Sorge. Denn eine sinkende Belastung auf der Ostumgehung könne zur Folge haben, dass Behörden Lärmprognosen nach unten korrigierten mit der Folge, dass weniger in Schutzmaßnahmen investiert werde. Derweil gehen die Planungen für die Autobahn 39 voran. Die Straßenbaubehörde hat einen Vorentwurf an das Verkehrsministerium in Berlin geschickt, in den kommenden Wochen erwartet der Lüneburger Amtschef Dirk Möller den sogenannten "Gesehen-Vermerk" zurück. In nächsten Schritten kann er dann einen Planfeststellungsantrag stellen, vergleichbar mit dem Antrag auf eine Baugenehmigung. Damit verbunden ist dann beispielsweise, dass Träger öffentlicher Belange wie Energieversorger und Naturschutzverbände Einwände gegen Aspekte der Planungen vorbringen können. Für Verkehrsdezernent Moßmann bedeutet die nächste Phase erst einmal eine weitere Verfeinerung der Planungen. Schon jetzt habe die Stadt Bedenken und Anregungen geäußert. So sei bereits ein Tunnel im Moorfeld in die Konzeption der Straßenbaubehörde eingegangen. Allerdings liegen hier Wunsch und Ansatz auseinander: Während die Stadt für die Anlieger einen längeren Tunnel und damit mehr Lärmschutz fordert, sagt Möller, dass eine 399 Meter lange Röhre aus Sicht seiner Behörde ausreiche. Als kürzlich der städtische Begleitausschuss zur A 39 tagte, in dem Vertreter von Anwohnergruppen, Umweltverbänden und Behörden sitzen, drückte Moßmann aufs Tempo: Weitere Anliegen sollten zügig formuliert und an die Straßenbauverwaltung geschickt werden, da die Planungen voranschreiten. Den Ausschuss hat die Stadt eingerichtet, um Beratungen der Behörden den Anwohnern transparent zu machen.
Ob und wann der erste Spatenstich erfolgt, bleibt offen. Möller rechnet mit Klagen gegen den Autobahnbau. Zudem muss die Investition in den Etat des Bundes verankert werden. Quelle: Landeszeitung