Eigentlich
ist alles ganz einfach und bedarf nur dreier Augen-Blicke:
Erstens empfehlen die einzigen offiziellen, von staatlicher
Seite in Auftrag gegebenen Studien (VUNO 1995 und 2002) zur
Entwicklung der Region Lüneburg-Wolfsburg ausdrücklich keine
Autobahn. Die A 39 wurde weit mehr als die schlechteste aller
denkbaren Lösungen bewertet.
Zweitens gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema, die alle zum gleichen Ergebnis kommen: Ein Zusammenhang zwischen dem Bau neuer Autobahnen und dem Erstarken der regionalen Wirtschaft ist spätestens seit den Achtzigerjahren nicht mehr festzustellen.
Zweitens gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema, die alle zum gleichen Ergebnis kommen: Ein Zusammenhang zwischen dem Bau neuer Autobahnen und dem Erstarken der regionalen Wirtschaft ist spätestens seit den Achtzigerjahren nicht mehr festzustellen.
Drittens ist ein Blick ins Ausland sehr lehrreich: Ausgerechnet Finnland wurde kürzlich zur weltweit konkurrenzfähigsten Wirtschaftsnation gekürt, und auch Dänemark und Schweden liegen noch weit vor Deutschland. Alle drei Länder haben diesen Status ohne nennenswertes Autobahnnetz erreichen können. Aber auch in anderen europäischen Ländern entwickelte sich, trotz relativ dünnem Autobahnnetz, die Wirtschaft in den vergangenen Jahren erheblich besser als bei uns. In den Niederlanden beispielsweise liegt die Erwerbslosigkeit bei nur 3,8 Prozent, in Großbritannien bei 5,0 Prozent – in Deutschland dagegen ist jeder zehnte Erwerbsfähige beschäftigungslos. Wie zum Hohn auch folgender Vergleich: Ausgerechnet in Nordrhein-Westfalen, der Region mit der höchsten Autobahndichte Europas, liegt die Erwerbslosigkeit bei über 13 Prozent, in einigen Orten sogar bei 20 Prozent! Bayern dagegen schneidet trotz geringster Autobahndichte in Deutschland viel besser ab und liegt weit unter dem Bundesdurchschnitt. Fazit: In bereits bestens erschlossenen Ländern wie der Bundesrepublik helfen Autobahnen der Wirtschaft nicht. Noch kürzer: Es gibt mehr als genug Straßen!
Trotzdem ist der Straßenbau im Verkehrsetat einer der größten Brocken in jedem Bundeshaushalt. Trotzdem wird Jahr für Jahr mehr für den Bau neuer Straßen ausgegeben. Dennoch hat der Straßenbau immer noch Vorrang vor dem Ausbau und der Modernisierung des Schienennetzes und der Wasserwege. Woran liegt das?
Einer, der es wissen muss, ist Dr. Winfried Wolf, von 1994 bis 2002 Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages: „Die Lobby, die für die Autogesellschaft eintritt, ist ebenso groß wie die Industrie, für die sie arbeitet.“Dazu zählt natürlich die Autoindustrie selbst, aber auch die Öl fördernde und weiter verarbeitende Industrie, die Reifenindustrie, Straßenbaufirmen und sogar Banken. Diese Lobby ist sehr erfolgreich und versteht es, unsere Politiker für ihre Sache einzunehmen. Doch das ist keineswegs zum Vorteil für unser Land: Der ungezügelte Straßenbau trägt bei zur enormen Verschuldung, ohne dass Aussicht auf eine Rendite besteht.
Um Deutschland wieder fit zu machen, wären Investitionen in Bildung und regionale Förderprogramme sowie der Abbau unsinniger Subventionen hilfreich. Günter Verheugen in seiner Zeit als EU-Industriekommissar auf die Frage, in welchen Bereichen er Wachstumschancen sehe: „Bildung, Tourismus und Freizeit sowie im Gesundheitswesen aufgrund einer älter werdenden Bevölkerung". Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat es der Bundesregierung kürzlich ins Stammbuch geschrieben: Bei der Bildung hinkt die Bundesrepublik den anderen EU-Ländern dramatisch hinterher und droht weiter zurückzufallen. Bildung hat eben keine Lobby!
Deutschland verschleudert also weiter Milliarden für Verkehrsprojekte, die niemandem helfen und streicht Gelder für Investitionen in Bildung und für gezielte Förderungsmaßnahmen, die überall dort im Ausland, wo sie konsequent angewandt wurden, zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum geführt haben. Unser Engagement gegen die A 39 ist also weniger als „Verhindern“zu verstehen, sondern als „Kurskorrektur“hin zu wirklich notwendigen Maßnahmen.
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