BMW-Manager Dr. Ing. Jürgen Harbauer hat es Lüneburger Studenten der Verkehrsgeografie in die Notebooks diktiert: Fördermittel, Lohnniveau, Steuerniveau, Grundstückskosten, Nähe zu neuen Märkten – all dies seien entscheidende Faktoren für die Ansiedlung des neuen BMW-Werkes gewesen, das nun nicht in Lüneburg, sondern in Leipzig gebaut wird. Aus ähnlichen Gründen wurden in den vergangenen Jahren Tausende von Lüneburger Arbeitsplätzen in Richtung Osteuropa verlegt: Funai, Matushita, Lucia, Roy Robson etc. Keines der neuen EU-Länder – etwa Polen, Tschechien, Ungarn oder die Slowakei – verfügt jedoch über mehr als 1 000 Kilometer Autobahn. Das Autobahnnetz in Deutschland demgegenüber ist mit 12 500 Kilometern das zweitlängste der Welt.
Bereits seit den Achtzigerjahren sind in Deutschland keine Zusammenhänge mehr nachweisbar zwischen dem Bau von Autobahnen und der Schaffung neuer Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Wissenschaftliche Untersuchungen haben belegt, dass Autobahnen zu einer Schwächung der regionalen ländlichen Wirtschaft durch den höheren Druck von Wettbewerbern aus den Metropolen führen.
Und die Gewerbegebiete an den Autobahnauffahrten? Sie ziehen nationale und internationale Einzelhandels- und Baumarktriesen an, die Kaufkraft aus den umliegenden Dörfern und Städten absaugen.
Oder es werden regionale Arbeitsplätze aus dem Hinterland in diese öffentlich subventionierten Gewerbegebiete verlagert (nicht neu geschaffen!), um kostengünstig die betriebliche Infrastruktur zu modernisieren. Selbst von den Bauarbeiten zur A 39 werden regionale Unternehmen nur am Rande profitieren, denn die werden europaweit ausgeschrieben und damit – wie bei der A 20 - primär von ausländischen Arbeitskräften ausgeführt.
Der Bau der A 39 vernichtet en gros mindestens 800 Mio. Euro öffentliches Einkommen, zerschneidet und versiegelt fruchtbare Böden sowie unverwechselbare Naturräume. Die Autobahn zerstört damit die Ressourcen regional verwurzelter mittelständischer Branchen: innovative Landwirtschaft, nachhaltiger Tourismus etc. Eine zielgenaue Förderung regional verankerter und mittelständisch geprägter Branchen hingegen schafft dauerhafte Arbeitsplätze mit Perspektive. Eine Initiative zur Förderung der Region mit der Zielstellung „Stärken stärken“wäre hier ein positives Beispiel.